Ausgabe 11: Wahl der Kreisjugendleitung und des Betriebsrats
Wie sich Schulsanitäter weiterbilden, wie in Unterjesingen elektrisch Leben gerettet wird und was es neues aus dem Fahrdienst gibt, finden Sie unter anderem im aktuellen Blaulicht aktuell.

Liebe Rotkreuzfamilie,
die Einhaltung der Hilfsfristen waren in den vergangenen Wochen ein großes Thema in der öffentlichen Debatte. Laut baden-württembergischen Rettungsdienstgesetz soll Hilfe im Notfall in 95 Prozent aller Fälle „möglichst in 10, maximal in 15 Minuten“ vor Ort sein. Im landesweiten Vergleich liegt der Landkreis Tübingen bei der Einhaltung dieser Vorgabe im vorderen Feld. Das dokumentiert auch der SWR im Rahmen einer groß angelegten Recherche zu diesem Thema. Nicht immer zu erreichen ist das Ziel an den Rändern des Kreises, wie zum Beispiel in Teilorten von Starzach oder in Dettenhausen, schlicht wegen der von Rettungsdienst und Notarzt zurückzulegenden Fahrstrecken bis zum Einsatzort.
Es gibt aber weitere Faktoren, die uns vor immer größere Herausforderungen stellen, wenn wir schnelle Hilfe in Notsituationen leisten wollen. Der DRK-Fachausschuss hat im Oktober vergangenen Jahres die Zahl der Rettungsdiensteinsätze, die „keine echten Notfälle“ sind, auf bis zu 70 Prozent beziffert. Immer häufiger fahren Rettungswagen auch Einsätze, für die es gar keine notfallmedizinische Ausrüstung bräuchte. Dass gerade in ländlichen Gebieten die Zahl der Hausärzte immer weiter zurückgeht, ist einer der Gründe dafür. Hinzu kommt eine in der Bevölkerung trotz entsprechender Informationskampagnen immer noch weit verbreitete Unkenntnis darüber, welche Telefonnummer in welchem Fall zur richtigen medizinischen Hilfe führt. Vielfach wird die landesweit einheitliche Telefonnummer 116 117, die zum Bereitschaftsdienst der Hausärzteschaft führt, mit der Notrufnummer 112 verwechselt. In echten Notfällen kann dadurch Zeit verloren gehen.
Letztlich geht es immer um die eine entscheidende Frage: Wie kann Patienten in Notfallsituationen schnell von qualifizierten Personen Hilfe geleistet werden. Wir vom DRK-Kreisverband Tübingen befinden uns mit den Entscheidungsträgern in Politik und Gesundheitswesen in Gesprächen darüber, wie wir dieses Ziel in Zukunft noch besser erreichen können. Ein wichtiger Aspekt sind dabei auch die Helfer-vor-Ort-Gruppen, die wir in vielen Ortsvereinen aufgebaut haben. Sie sind häufig vor Notarzt und Rettungswagen am Einsatzort. Die von ihnen geleistete qualifizierte Hilfe geht aber in die Hilfsfristenberechnung bisher nicht ein. Auch darüber sollte gesprochen werden. Denn gerade dieses Netz aus qualifizierten ehrenamtlichen Helfern unterscheidet das Deutsche Rote Kreuz von anderen Hilfsorganisationen – und ganz besonders von rein kommerziellen Anbietern im Rettungswesen. Dies geht in der öffentlichen Diskussion häufig unter. Im Kreisverband wollen wir unsere Leistungsfähigkeit, die gerade aus diesem Verbund von Ehrenamt und hauptamtlichen Mitarbeitern resultiert, noch offensiver in die Öffentlichkeit tragen.
Alle Berichte sind hier zu finden!
| Lisa Federle, Präsidentin