Was bringt es, schon mit Babys zu solchen Kursen zu gehen?
Susan: Die Babys haben während des Kurses die komplette Aufmerksamkeit der Bezugsperson, was im Alltag zuhause oft nicht möglich ist. Durch die Spielanregungen unter fachkundiger Anleitung erhalten die Babys die Möglichkeit, ihre Umgebung zu erkunden, sensorischen Reize aufzunehmen, in Kontakt mit gleichaltrigen Kindern zu kommen und sich zu bewegen. Das gibt den Kindern wichtige Impulse für ihre Entwicklung. Aber auch für die Eltern kann der regelmäßige Termin Wunder wirken — neben dem Kennenlernen anderer Mütter und Väter profitieren sie vor allem von der intensiven Zeit nur mit dem Baby. Dazu trägt auch das Handyverbot in den Kursen bei, das natürlich aufgrund der Rechte und des Schutzes der Kinder nötig ist, aber auch um Ablenkungen zu minimieren. Außerdem gebe ich als Kursleitung auch wichtige Infos zur frühkindlichen Entwicklung, stehe den Eltern bei Fragen und Sorgen zur Seite und gebe Spielideen für zuhause mit.
Warum sind die Babys während des Kurses nackt?
Susan: Hautkontakt und sensorische Erfahrungen sind besonders für sehr kleine Kinder sehr wichtig und kommen im Alltag der Familien oft zu kurz — zum Beispiel weil nicht jeder es zuhause so warm haben will, dass die Babys nackt nicht frieren. In unseren PEKiP-Kursen schaffen wir dafür einen Ort. Außerdem sind die Kinder ohne Kleidung weniger eingeschränkt in ihrer Bewegungsfreiheit und können agiler spielen und erfahren. Nacktsein ist aber kein Muss.
Wie oft trifft man sich und wie genau läuft so ein Kurs ab?
Susan: Zu den wöchentlichen Treffen kommen meist 6 bis 8 Erwachsene mit ihren Babys, die für 10 Wochen jeweils ca. 90 Minuten zusammen verbringen. Dabei gilt bei den Kursen das „PEKiP-Pünktlichsein“: Jede Bezugsperson kommt mit ihrem Schützling dann an, wenn es für sie passt. Denn mit Kindern läuft manchmal nicht alles nach Plan und es sollen alle entspannt und ohne Zeitdruck ankommen. Zu Beginn werden die Kinder erst einmal ausgezogen, bereits mit viel Spiel und Sprache durch die Bezugsperson. Ich leite die Eltern zum Beispiel an, alle Kleidungsstücke zu benennen und viel mit den Kindern zu reden und zu erklären. Anschließend beschäftigen sich die Bezugspersonen intensiv mit dem Baby, konzentrieren sich auf die lautliche oder körperliche Kommunikation der Kinder, spielen mit ihnen oder tauschen sich untereinander aus. Ganz wichtig ist immer, dass Blickkontakt mit den Babys gehalten wird, viel mit ihnen gesprochen oder Laute nachgeahmt werden und es natürlich viel Körperkontakt gibt. Als Gruppenleitung gehe ich währenddessen herum und frage, wie es den Bezugspersonen und den Kindern geht. Dabei lenke ich die Aufmerksamkeit auf besondere Aktionen oder Entwicklungsschritte der Babys. Das kann zum Beispiel das starke Interesse eines Kindes an einem Gegenstand, aber auch eine besondere Bewegung sein. Dabei gebe ich auch Vorschläge mit, wie man diese aktuellen Entwicklungsschritte des Kindes zuhause weiter begleiten und anregen kann.
Wie ist die Gruppenleitung ausgebildet?
Susan: Meine Qualifizierung zur PEKiP-Gruppenleitung hat fünf Wochenenden gedauert, hinzu kam ein intensives Selbststudium zuhause, in dem Aufgaben, Übungen und weiterführenden Informationen bearbeitet werden mussten. Außerdem benötigt man für die Ausbildung bereits Vorerfahrung im Umgang mit kleinen Kindern und idealerweise eine frühpädagogische Fachausbildung oder ein Studium in diesem Fachbereich. Während des ersten Kurses gibt es dann noch fünf Praxisreflektionen, bei denen die ersten Kurserfahrungen begleitet und reflektiert werden. Inhalte der Qualifizierung waren unter anderem entwicklungspsychologische Grundlagen des ersten Lebensjahrs, die pädagogisches Grundregeln für das Arbeiten mit einer Eltern-Kind-Gruppe und für das Fördern von Lernprozessen bei Erwachsenen und Kindern, aber vor allem auch die vielen PEKiP-Spiel- und Bewegungsanregungen.
Was gefällt dir am Programm am besten?
Susan: Ich mag es, dass der Kurs keinen Trainingscharakter hat und die Kinder nicht vergleicht. Es geht immer darum, die Bindung zwischen Bezugsperson und Baby zu stärken und nicht darum, wer schon was kann und wer noch nicht. In den Kursen gibt es kein Werten und kein Elternshaming. Die Erwachsenen werden gestärkt und lernen die Zeichen des Kindes zu erkennen und jedes Baby kann sich in seinem Tempo entwickeln. Schön finde ich auch, dass Behinderungen oder Grunderkrankungen keine Rolle spielen und es eine angenehme Gruppengröße ist.
Und zum Abschluss: Die Babys sind ja nackt — kann da nicht schnell ein „Malheur“ passieren? ; )
Susan: Natürlich kommt es öfter vor, dass ein Kind während der Kurszeit pinkelt. Stuhlgang kommt dagegen kaum vor. Wir sind darauf aber vorbereitet: Wir sind auf abwaschbaren Matten aktiv und benutzen nur leicht zu reinigende Spielsachen. Auch haben wir immer Aufwisch- und Reinigungstücher parat. Das größere Problem sind oft die Bezugspersonen, die nicht damit rechnen, dass sie plötzlich angepinkelt werden. Wir empfehlen deshalb den Eltern deshalb, zum Kurs Wechselkleidung mitzubringen. Wer möchte, kann seinem Kind aber natürlich auch eine Windel anziehen.
Danke für das Gespräch, liebe Susan und viel Spaß bei deinen ersten Kursen!
